Im Netz hat jede/r was zu sagen – Kirche auch?

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„Und wie wir wandern im finstern Digital“ titelte der Journalist Hannes Leitlein im Frühjahr 2017 in „Christ & Welt“ und beklagte das digitale Versagen kirchlicher Kommunikation.

#digitalekirche ist seitdem zum Schlagwort geworden, wie Kirche im Internet kommuniziert, verkündet und sich zu Digitalisierungsfragen positioniert. Längst prägt der digitale Wandel Kommunikationsweisen on- wie offline. Das Internet ist ein relevanter Aufenthaltsort für Menschen. Es verbindet.

Ich mache mich als Mensch, als Pastorin in Social Media ansprechbar.

Carola Scherf, Pastorin in Lübeck

Sie sucht online das Gespräch genauso wie nach dem Gottesdienst. Auf dem Smartphone kann Kirche in der Hosentasche immer dabei sein. Nur einen Klick entfernt und doch hält sie sich digital oft so fern und raus. Warum aber bleiben kirchliche Mitarbeitende und Ehrenamtliche häufig stumm, wenn es um die digitale Kommunikation „der Botschaft“ geht? Alter ist (k)eine Antwort. Es gibt Berührungsängste, Wissenslücken und berechtigte Vorbehalte. Digitale Medienkompetenz ist jedoch ein Must-Have in jedem Alter.

Wen interessiert schon das Kuchenbuffet beim Gemeindefest? Was bewirkt mein „Like“ für den Spendenaufruf? Die Effekte des Social Web sind mitunter schwer planbar. Manches geht viral, anderes floppt. Aber die Chance erst gar nicht nutzen?

140 Zeichen bei Twitter sind zu kurz.Zu kurz, um christliche Werte gegen Hetze zu vertreten? Um ein Foto von der Nacht der Kirchen mit der Netzgemeinde zu teilen? Kommunizieren heißt (mit-)teilen und andere teilhaben lassen.

Die Community ist wiederum ein verlässlicher Korrektor, wenn es doch mal danebengeht. Passiert. Die Furcht vor digitaler Empörung verunsichert viele, aktiv zu sein. Aber gerade hier können wir eine offene und respektvolle Kommunikationskultur vorleben und einfordern. Wir, die wir offline so genau hinhören und unsere Worte mit Bedacht wählen. Wir gestalten die Spielregeln, die „Netiquette“, im digitalen Gemeindehaus mit. Ein Mitmach-Web eben.

Kirche und Glaube ins Gespräch bringen, wo Menschen sich aufhalten, im Internet, in den sozialen Netzwerken. Im Kleinen wie im Großen. Es gibt Spielregeln, aber kein Patentrezept raus aus dem Digital.

Aber: Wenn wir selbst nicht sprachfähig sind, wer sollte es für uns sein?

Quelle: Portal. Das Magazin für Haupt- und Ehrenamtliche im Ev.-Luth. Kirchenkreis Hamburg-Ost (November 2017)

 

 

*Inzwischen ist die Zeichenzahl bei Twitter auf 280 Zeichen hochgesetzt worden. (Anmerkung der Autorin)

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